Geschichte
Die Geschichte des Finnischen Lapphunds beginnt bereits vor knapp 9000 Jahren wie
alte Höhlenmalereien und Skelettfunde von Spitzartigen Hunden zeigten. Diese
Hunde wurden vom indigenen Naturvolk der Sami gehalten. Natürlich waren dies
noch keine dem heutigen Rassestandard des Finnischen Lapphundes entsprechenden
Hunde. Aber es zeigt, dass die Sami bereits über die
Jahrtausende hinweg Hunde hielten und diese einen
festen Platz in der samischen Kultur hatten und bis
heute haben.
Um die nicht ganz klare Entstehungsgeschichte des Lapphundes verstehen
zu können ist es unabdingbar einen Blick auf die ebenfalls noch nicht
genau geklärte Geschichte des Volkes der Sami zu werfen. Die Sami oder
Samen (früher auch Lappen genannt, was heute jedoch als abwertend
empfunden wird) lebten bereits vor ca. 10000 Jahren in der Finnmark,
besser bekannt unter dem Namen Lappland im nördlich Skandinavien. Die
Sami nennen ihr Land Sapmi. Dieses erstreckt sich heutzutage über vier Länder, nämlich Norwegen, Schweden,
Finnland und Rußland und es gibt trotz über 2 Millionen Einwohnern
in diesem Gebiet nur noch schätzungsweise 70000 Sami. Der Begriff
Sami bedeutet im Übrigen “Sumpfmensch”.
Die Sami waren und sind ein äußerst friedfertiges Volk, welches
früher eine Naturreligion ausübte, die zum klassischen Schamanismus
zu zählen ist. Im Zuge der Christianisierung verschwand diese Kultur
jedoch mit Beginn des Mittelalters zusehends und wurde im 18.
Jahrhundert von den Herrschenden untersagt und verschwand völlig. Heuzutage spielt sie keine Rolle mehr.
Viele Jahrhunderte wurden die Sami, wie viele andere Naturvölker auch, als rückständig angesehen und
unterdrückt. Sie wurden teilweise sogar zu Arbeiten in Mienen und Wäldern
gezwungen und genossen schlichtweg wenig Ansehen. Erst heute besinnen sich
viele Sami wieder auf ihre Kultur und leben diese auch nach außen hin aus,
nachdem dies lange Zeit sehr schwer fiel. Die Erfindung des Ski wird übrigens
den Sami zugeschrieben, die wohl wichtigste und
nenneswertes Sami-Errungenschaft, die schon vor
4500 Jahren genutzt wurde. Zudem zeichnet sich die
Sami-Kultur durch sein wunderbares
Kunsthandwerk aus.
Durch die kalten Temperaturen war ein
Gemüseanbau nicht möglich, so dass die Sami
zunächst ein nomadisch lebendes Jägervolk
waren, welches von der Jagd auf Rentiere
lebte. Dabei folgten sie den natürlichen
jahreszeitlichen Wanderrouten der
Rentiere. Das Rentier wurde vollständig
genutzt, die Jäger hatten es nicht nur auf das
Fleisch abgesehen. So wurden beispielsweise die Felle als Kleidung
und Decken genutzt oder die Geweihe zu Werkzeugen und Waffen
verarbeitet. Es war ein hartes Leben in eisiger Kälte. Gelebt wurde in einer Kote, einem Zelt ähnlich der
indianisches Tipies. Diese Kote hatte in der Mitte einen offenen Rauchabzug über der Feuerstelle. Ging das Feuer
aus war es auch in der Kote schnell so kalt wie ausserhalb und dies
bedeutete in Sapmi durchaus Temperaturen von 40°-50° Celsius unter
null.
Der Beginn der Rentierhaltung lässt sich auf die Zeit von 1800 bis 900
v. Chr. datieren. Jedoch wurden nur vereinzelt Rentiere domestiziert,
die hauptsächlich als Last- und Zugtiere verwendet wurden. Eine
intensivere Rentierzucht wird erst seit ca. 400-500 Jahren betrieben.
Nicht alle Sami waren und sind dabei Rentierzüchter. Nur ca. 10 % züchten
sie. Im südlichen Sapmi betrieben die Sami Landwirtschaft, da die
Temperaturen milder waren. Nördlich und östlich konzentrierte
man sich auf Fischfang und die Jagd. Die Samen in den
Bergregionen hingegen intensivierten die Rentierzucht. Dabei war
die Rentierzucht keineswegs beispielsweise mit der hierzulande
bekannten Schafszucht zu vergleichen. Die Rentiere lebten nach
ihrem eigenen natürlichen Rhythmus und durchstreiften frei die
Tundrasteppen auf der Suche nach Nahrung. Die Fortpflanzung
wurde frei von den Tieren ausgelebt ohne züchterischen Eingriff. Auch tierische Räuber wie Bären und Wölfe
holten sich ihren Teil und rissen Rentierkälber, so dass nur die stärksten Kälber überlebten. Noch heute halten die
Sami ihre Rentiere auf diese Weise. Der Eingriff des Menschen
beschränkte und beschränkt sich somit noch immer auf die Selektion
der Schlachttiere, den Schutz vor Raubtieren und dem Treiben der
Rentiere auf nutzbare Futtergründe, wenn die Nahrungsquellen im
Winter nicht ausreichend von den Rentieren selbst gefunden werden
können. Wie man daraus schnell erkennt ist der Einsatz der Hunde als
Hüte- und Treibhunde also wichtig, aber nicht als alleinige
Hauptaufgabe zu sehen.
Früher trieben die Sami die Rentiere zu Fuß zusammen. Einer Sami-
Legende nach sollen die Hunde die Menschen dabei beobachtet haben.
Ein Hund soll daraufhin zu den anderen Hunden gesagt haben:
“Kommt, wir zeigen Ihnen wie man das richtig macht.”
Ist einem die Lebensart der Sami bekannt und macht man sich die
schwierigen Lebensumstände der Sami bewusst, so hat man mit
Sicherheit schon einen guten Eindruck
davon, welche Art von Hund die Sami brauchten und
dementsprechend durch Zuchtselektion kreierten. Ein Allrounder mit
Talenten auf vielen Gebieten war nötig, um in dieser anspruchsvollen
Umgebung zurechtkommen zu können. Die klimatischen
Bedingungen machten es erforderlich, dass er unempfindlich gegen
die Witterung war, zäh, motiviert und arbeitswillig auch bei Wind
und Wetter, Nebel und Schneegestöber. Vor dem Beginn der
Reniterzucht war er zunächst Begleiter bei der Jagd und Wachhund. Er
musste in den letzten Jahrhunderten dann aber sein Talent als Hütehund
mit
guten Treibfähigkeiten für die Rentiere unter Beweis stellen. Dabei ist es
wichtig ausdauernd, schnell, geschickt und mit Begeisterung bei der
Sache zu sein. Eine gute Witterung mit scharfem Blick und
unbestechliche Aufmerksamkeit war von ihm gefordert, um
versprengte Rentiere aufzustöbern und zusammentreiben zu können.
Dabei musste der Hund äußerst souverän, bedacht und mit einer
gewissen Ruhe vorgehen, da Rentiere leicht in Panik zu versetzen sind.
Er durfte sie niemals zwicken, um sie in eine gewünschte Richtung zu
drängen, konnten sich die Rentiere bei Panik sonst in den bergigen Regionen schnell verletzen und beispielsweise
die
Beine brechen bei Stürzen. Vor allem war er aber in der kalten Einsamkeit
in Sapmi, in dem es im Winter oftmals gar nicht richtig hell wird, ein
treuer vierbeiniger Freund, den man gern bei sich hatte. Er war
Wäremquelle in der Kote und wärmte Kinder wie Erwachsene
während der Nacht gleichermaßen. Wohl auch darin ist sein
unglaublich freundliches Wesen zu suchen, denn einen aggressiven
Hund konnte man nun einmal gar nicht gebrauchen. Ein aggressives
Tier wäre beim kleinsten Anzeichen von Aggressivität rigoros
aussortiert worden und wohl im Kochtopf gelandet.
Diese Hunde waren aber natürlich dennoch kein klar definierter
Hund wie der heutige Finnische Lapphund. Die Hunde in schwarz
waren beliebt, aber auch rot und braun wurden als schön
empfunden. Weiß war unbeliebt, war der Hund im Schnee dadurch
einfach schlecht zu erkennen. Auch graue Tiere waren eher
unbeliebt, da es sich um die Farbe der Wölfe handelte. Die
Farbvielfalt war aber immer vorhanden. So hat jede Region in
Sapmi auf gewisse Weise seine eigene Art von Lapphund gehabt,
der sich nicht nur in seiner Art sondern auch in seinem Aussehen von
denen aus den anderen Regionen unterscheiden konnte. Wohl auch
aufgrund dessen ist die charakterliche und farbliche Vielfalt des
heutigen Finnischen Lapphundes zu erklären. Erst der Beginn der
Rassehundezucht nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 half dabei
dem Finnischen Lapphund ein einheitlicheres Bild auf den Leib zu
schneidern. Die Kriegsjahre hatten auf die Population großen Einfluss
und die Zahl der Tiere hatte stark abgenommen. Zunächst kreierte der
Finnische Kennel Club den Standard für den Lappländischen
Hütehund basierend auf den samischen Hunden. In den 1950ern begann die Finnische Kennel Association,
welche die zweitgrößte Finnische Kennel Vereinigung war, eine Rasse namens Lapinporokoira mit kurzhaarigem
Fell auf Grundlage der samischen Rentierhütehunde zu züchten. 1962 vereinigten sich jedoch alle Kennel
Vereinigungen Finnlands zum Finnischen Kennel Club. Alle registrierten Hunde der verschiedenen
Organisationen wurden in dasselbe Zuchtregister übernommen. Daraus entstanden natürlich Schwierigkeiten,
denn die kurzhaarigen Linien unterschieden sich deutlich von den langhaarigen. So wurden letztlich die
unterschiedlichen Hunde getrennt und der kurzhaarige Lapinporokoira bekam 1966 seinen eigenen Standard.
1967 bekam auch der langhaarige Lapphund seinen eigenen Standard.
Dieser Standard festigte sich in den 1970ern. Über die 1980er Jahre
hinweg festigte sich der Typ des Lapphundes schnell und er ist heute
hauptsächlich Haushund. Dies liegt auch an der gesellschaftlichen
Entwicklung in Lappland. Ab den 1960ern wurden mehr und mehr
Schneemobile und Motorräder in der Rentierzucht verwendet. Heute
wird sogar immer häufiger der Helikopter genutzt. Der Lapphund
war immer weniger gefragt. Seine über Jahrhunderte hinweg
vorhandene Fähigkeit eines treuen Freundes und Begleiters verhalf ihm
nun dazu nicht völlig in Vergessenheit zu geraten und so finden heutzutage immer mehr Menschen Freude an
seiner freundlichen und aufgeschlossenen Art als talentierter Familienhund in allen Lebenslagen. 1993 wurde
dann noch einmal der Name der Rasse in den nun gültigen Namen Finnischer Lapphund geändert. Der Standard
der Finnischen Lapphunds wurde 1999 letzmalig angepasst.