Welpenaufzucht
Die Aufzucht findet zur Gewährleistung der bestmöglichen Sozialisation der Welpen
im Haus bei direktem Familienanschluss statt. Die Welpen sollen bestens für ihr
zukünftiges Leben als Familienhund vorbereitet werden.
Das Licht der Welt erblicken die Kleinen in ihrer Wurfkiste. Bis zum Öffnen der Augen und der Ohren vergehen
knapp 2 Wochen. Man nennt es die neonatale Phase während der der Tag zumeist aus Saugen und Schlafen
besteht. Die Welpen empfinden Wärme und sind in der Lage
Pendelbewegungen mit dem Kopf auszuführen. Das
Wärmeempfinden sorgt dafür, dass der Welpe sich eng an
Mama und Geschwisterchen hält. Die Pendelbewegungen
ermöglichen das treffsichere Auffinden der Zitzen. Die
Fähigkeiten des Welpen halten sich ansonsten sehr in
Grenzen. Dass der Welpe noch über keinen ausgerägteren
Bewegungsapparat verfügt liegt am noch nicht fertigen
Nervensystem. Dieses ist zwar angelegt, es fehlen jedoch die
Myelinscheiden, die man sich als eine Art Isolierung für das
Nervensystem vorstellen kann, ohne die die korrekte Funktionalität schlicht nicht gegeben ist. Diese
Fertigstellung beginnt am Kopf und wandert dann in Richtung des Hinterleibes. Er kann zwar anfangs schon
leicht robben, die Bewegungen sind jedoch immer kreisförmig,
da der Welpe nur die Vorderbeine gebrauchen kann. Die
fehlende Koordinierungsmöglichkeit der Hinterbeine sorgt so
dafür, dass der Welpe niemals das Lager verlassen kann.
Mehr Fähigkeiten sind zunächst nicht nötig. Kot und Urin
können noch nicht selbstständig abgesetzt werden. Durch
Belecken des Bäuchleins durch die Mutter wird die Fähigkeit
zum Absetzen dann erst möglich. Das Lager bleibt durch
dieses Unvermögen immer sauber und trocken. Der Welpe ist
zunächst auch bestens vor Störungen aus der Umwelt geschützt,
denn die Augen und Ohren sind noch geschlossen.
Das Öffnen dieser Sinnesorgane läutet die transistorische Phase ein, in der der Welpe nun endlich Hören und
Sehen kann. Er reguliert seine Körpertemperatur selber und kann
auch selbst urinieren und koten. Es eröffnet sich dem Welpen
also eine ganz neue Welt mit vielen Eindrücken. Alles ist noch
etwas verwunderlich, wird aber mit der ersten Neugier schon
einmal in der bis dahin möglichen Art und Weise erkundet.
Diese Übergangsphase findet etwa in der 3. Lebenswoche der
Welpen statt. Die Kleinen erleben diese Phase in ihrem
Welpen-Kinderzimmer und machen dort ihre ersten Schritte in
der noch so unbekannten Welt. Am Ende dieser Phase ist aus
dem hilflosen Welpen schon ein kleiner Hund geworden, der mit
großen Schritten seine Entwicklung fortsetzt.
Diese Emtwicklung passiert in der wichtigsten Phase, die enormen Einfluss auf das gesamte weitere Hundeleben
des Welpen hat. Die sogenannte sensiblen Phase ab der vierten Lebenswoche legt die Grundsteine für das
Verhalten des Hundes. Sinnvoll genutzt entwickelt sich ein verhaltenssicherer und charakterfester Hund.
Versäumnisse und Negativerfahrungen können hingegen Probleme in der Entwicklung mit sich bringen. Diese
Sozialisierungsphase geht bis zur ca. 16. Lebenswoche. Da die Abgabe der Welpen in der Regel zwischen der 9.
und 12. Lebenswoche stattfindet, ist klar erkennbar welche
wichtige Aufgabe auf die zukünftigen Welpenbesitzer wartet.
Es gilt also keine Zeit zu verlieren, sondern sie intensiv zu
nutzen. Der Welpe sollte und möchte Erfahrungen in allen
Bereichen machen. Ängstliches schonen des noch so zierlich
wirkenden Welpen ist in jedem Fall nicht förderlich. Aber
auch eine Überforderung sollte ausgeschlossen werden. Man
muss ein gutes Maß finden und versuchen die Erlebnisse
immer positiv zu gestalten. Dies fördert nicht nur die
Charakterbildung des Welpen sondern stärkt das Vertrauens-
und Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Hund und Mensch.
Meine Welpen werden in vielen Bereichen bereits auf ihr
zukünftiges Leben vorbereitet. In die Sozialisierungsphase
fällt natürlich zunächst einmal das Kennenlernen vieler
verschiedener Menschen. Ich habe das Glück einer großen
Familie mit vielen Hundefreunden, die gern zum
Welpenstreicheln vorbeischauen. Meine Kinder freuen sich
natürlich auch über die Hundekinder und dürfen ab der 4.
Lebenswoche intensiven Kontakt zu den Kleinen haben. Vorher
in der neonatalen und transistorischen Phase müssen die Welpen aus Gründen der Hygiene bezüglich der
Welpengesundheit noch auf Besuch verzichten. Auch die ersten Besuche von Welpeninteressenten sind ein großer
Segen für die Entwicklung der Kleinen, die dabei viele neue Menschen positiv kennenlernen. Zwischen allen
aufregenden Besuchen mit viel Kuscheleinheiten wird die Zeit natürlich auch intensiv genutzt um das gesamte
Haus zu erkunden. Hier warten viele unterschiedliche Dinge
darauf entdeckt zu werden. Angefangen von verschiedenen
Gegenständen über die Wohnungseinrichtung bis hin zu den
verschiedenen Bodenbelägen ist alles neu und spannend.
Auch die ersten Schritte in die Welt ausserhalb des Hauses
stehen an. Dafür haben die Welpen einen 500 m² großen
Auslauf zur Verfügung. Dort werden die Bodenbeläge
erforscht, gebuddelt und geschart, es werden Stöckchen
angeknabbert und Häuschen und Höhlen erkundet oder
einfach nur getobt. Ist die erste Neugier erst einmal gestillt dürfen die Kleinen auch in den kompletten
Hundegarten mit noch einmal 2500 m² Auslauffläche. Dort wartet natürlich auch die Begegnung mit den Onkel
und Tanten. Diese “großen” Hunde sind spannend und müssen
intensiv bespielt und geärgert werden. Die ersten Regeln im
Hunderudel werden gelernt. Ab und zu gibt es auch mal
Besuch von “befreundeten” Hunden. Auch diese Erfahrungen
mit anderen Hunden von ausserhalb des Rudels sind wichtig
für die Kleinen.
Des weiteren darf das allgemeine Training natürlich nicht zu
kurz kommen. Die Welpen sind es von Geburt an gewöhnt
täglich gewogen zu werden. Auch für die spätere Fellpflege ist ein
konsequentes Training von Beginn an notwendig. Diese “pflegende Dominanz” wird den Welpen schon von
Beginn an durch die Mutter beigebracht, die die Welpen säubert
und beleckt. Der Welpe wird dabei oftmals auf dem Rücken
liegend sauber gemacht und findet dies manchmal so gar
nicht gut. Trotzdem muss er diese Prozedur über sich ergehen
lassen. An diese Vorprägung knüpfe ich nahtlos an. Die
Welpen werden an die Bürsten gewöhnt. Sie lernen die
Fellpflege als angenehm kennen und entspannen idealerweise
dabei. Im Rudel wird übrigens von “oben nach unten”
gepflegt, sprich die Ranghöheren üben die “pflegende
Dominanz”
gegenüber den Rangniederen aus.
Während der Pflege werden auch Ohren und Zähne
kontrolliert. Diese Kontrolle baue ich auch in jede intensive
Streicheleinheit ein. Sie dient nicht jedesmal wirklich der
Kontrolle sondern soll vor allem den Welpen gegen diesen
eigentlich unliebsamen Kontrollen abhärten bzw. dafür
sorgen, dass der Welpe es gewöhnt ist an Ohren und Schnauze
berührt zu werden. Dies ist als Tierarzttraining zu sehen, denn
er wird bei jeder Untersuchung und Impfung Ohren und Zähne anschauen wollen.
Ich gewöhne die Welpen zudem bereits an ein Welpengeschirr und mache dann auch schon einmal
Leinentraining, damit die ersten Spaziergänge im neuen zu Hause idealerweise schon etwas leichter fallen. Die
ersten Ausflüge stehen auch an. Dabei lernt der Welpe auch schon einmal das Autofahren kennen. Mit dem Auto
geht es dann auch zum Tierarzt. Ich habe glücklicherweise eine
sehr einfühlsame Tierärztin, die sich beim ersten Arztbesuch
der Welpen viel Zeit nimmt und sich bewusst ist, dass die
Welpen in dieser wichtigen Sozialisierungsphase in der
stressigen Situation einen besonderen und einfühlsamen
Umgang brauchen. Die Fahrt im Auto findet in einer
Transportbox statt. Die Gewöhnung an die Box findet
natürlich im Vorfeld statt. Dieses Boxentraining kann bei
Anschaffung einer Box natürlich bestens fortgesetzt werden.
Eine solche Box kann auch als Schlaf- und Ruheplatz genutzt
werden. Dies wird von den Welpen in der Regel sehr gut angenommen.
Nach allen Vorbereitungen auf den anstehenden Auszug etwa
in der Mitte der Sozailiserungsphase steht dann irgendwann
der große Tag bevor. Dieser Tag sollte gut vorbereitet sein. Ich
berate jeden zukünftigen Welpenbesitzer intensiv und stehe
auch nach der Abgabe immer zur Verfügung und helfe wo ich
kann. Meine Verantwortung als Züchter hört nicht mit Abgabe
des Welpen auf. Es empfiehlt sich auch dringend im Vorfeld
für zukünftige Welpenbesitzer bereits nach Welpenschulen
Ausschau zu halten und nach Welpenspielstunden zu
erkundigen. Dies ist eine tolle Sache den Erfahrungsschatz des
Welpen zu erweitern und gleichzeitig an der so wichtigen Vertrauensbasis zu arbeiten.
Zum Abschluss möchte ich Frau Dr. Helga Eichelberg, VDH-
Obfrau für Wissenschaft und Forschung, Vorsitzende des
wissenschaftlichen Beirates des VDH, Vorsitzende der GKF
und langjährige Züchterin von Boxern, zitieren und Ihnen für
den Umgang mit einem Welpen folgenden Leitsatz mit auf
den Weg geben: “Der beste Antrieb für eine optimale
Welpenentwicklung ist eine gesunde Portion Stress!” Ich
wünsche allen neuen Welpenbesitzern das “tierische”
Händchen bei der verantwortungsvollen und wichtigen Aufgabe
der weiteren Welpensozialisation, der Erziehung und Ausbildung des neuen Familienmitgliedes.